• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Die Europäische Gemeinschaft hat zuerst die Waren von Grenzkontrollen befreit, dann die Menschen: Heute ist die Polizei vielerorts wieder zurück an den Grenzen. Ein Rückblick auf die schöne Zeit der Freizügigkeit und ihre Entstehungsgeschichte.

Wer in den 1970er-Jahren mit dem Auto ins benachbarte Ausland fährt, muss lange Wartezeiten an den Grenzen in Kauf nehmen. Familien klappen die Campingtische aus und nutzen die Zeit für einen kleinen Imbiss.

Kontrollen als Widersprüchlichkeit

Der Lkw-Verkehr staut sich ebenfalls, weil auch hier penible Kontrollen möglich sind und teilweise auch durchgeführt werden. Den Politikern und den Menschen sind diese Verhältnisse in einem vereinigten Europa ein Dorn im Auge, denn sie widersprechen den Zielen der Europäischen Gemeinschaft (EG).

"Vor dem Schengen-Abkommen war die Verzollung innerhalb Europas deutlich aufwendiger und grenzbezogener als heute."
Frank Huster, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Spedition und Logistik

Als diese mit den Römischen Verträgen im März 1957 aus der Taufe gehoben wird, war Freizügigkeit für die Menschen innerhalb der EG eines der Ziele. Grenzkontrollen und Behinderung des freien Waren- und Personenverkehrs stehen dem aber entgegen. Aber die Mitglieder der EG sind sich nicht einig.

Langer Weg zu kurzer Freiheit

Neben den Gründungsmitgliedern Frankreich, Deutschland, Italien und den Beneluxstaaten sind 1973 Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich sowie 1981 Griechenland der Europäischen Gemeinschaft beigetreten.

Die Mehrheit der Staaten ihnen ist allerdings nicht bereit, Souveränitätsrechte an den eigenen Grenzen abzugeben und verhindert ein Abkommen, das die Grenzkontrollen innerhalb der EG beenden würde.

"Es gibt viele Kilometer grüne Grenze in Europa, die sind schwer zu überwachen. Wir können die Zahl der illegalen Grenzübertritte vielleicht senken. Lückenlos werden Kontrollen wohl niemals sein."
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte

Der Durchbruch kommt am 13. Juli 1984, als sich Frankreich und Deutschland darauf einigen, an ihren Grenzen keine Kontrollen mehr durchzuführen.

Dieses Saarbrücker Abkommen ist der Startschuss für das Abkommen von Schengen, das am 14. Juni 1985 im luxemburgischen Schengen von den Mitgliedern der EG unterzeichnet wird. Umgesetzt wird es in den einzelnen Ländern nach und nach, sodass es in vollem Umfang erst zehn Jahre später Realität ist.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • ARD-Rechtsexperte Maximilian Bauer erläutert den Inhalt des Schengener Abkommens.
  • Sebastian Fiedler, Bundestagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende des Bundes deutscher Kriminalbeamter, beschreibt die Schwierigkeiten mit Zurückweisungen an den Grenzen, die in Einklang mit europäischem Recht stehen müssen.
  • Der Hauptgeschäftsführer des deutschen Speditions- und Logistikverbandes Frank Huster beschriebt die Interessen deutscher Spediteure.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf den Beginn des geeinten Europas und die damit verbundene Idee der Freizügigkeit für alle Bürgerinnen und Bürger.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Matthis Jungblut beschreibt die Situation an den innereuropäischen Grenzen vor dem Abkommen von Schengen.

Unser Bild zeigt Grenzkontrollen an der französisch-luxemburgischen Grenze in Schengen, aufgenommen wohl zu Beginn der 1960er-Jahre.

Shownotes
Europa grenzenlos
Das Abkommen von Schengen 1985
vom 13. Juni 2025
Moderation: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Dr. Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
Maximilian Bauer: 
ARD-Rechtsexperte
Frank Huster: 
Hauptgeschäftsführer des deutschen Speditions- und Logistikverbandes
Matthis Jungblut: 
Deutschlandfunk-Nova-Reporter
  • Maximilian Bauer erläutert den Inhalt des Schengener Abkommens..
  • Sebastian Fiedler beschreibt die Schwierigkeiten mit Zurückweisungen an den Grenzen, die in Einklang mit europäischem Recht stehen müssen.
  • Frank Huster benennt die Interessen deutscher Spediteure.